Vierte DLR-Befragung: Wie verändert Corona unsere Mobilität?

29.06.2021

Nach nunmehr vier Erhebungen geben die Befragungen des DLR-Instituts für Verkehrsforschung zur Mobilität unter Pandemie-Bedingungen ein umfassendes Bild zum Verlauf und Wandel des Mobilitätsverhaltens sowie den Ursachen und Rahmenbedingungen aus der Perspektive der Befragten. Die erste Untersuchung erfolgte zum Zeitpunkt des weitreichenden Lockdowns Anfang April 2020, die zweite erfasste die Situation während der Lockerungen Ende Juni/Anfang Juli desselben Jahres; die dritte Erhebung fiel in die Phase des erneuten Lockdowns, mit den Anfang November 2020 getroffenen strengeren Regelungen zur Eindämmung der Pandemie; zum Zeitpunkt der jüngsten, vierten Erhebung Ende April/Anfang Mai 2021 galten zwar weiterhin wesentliche Einschränkungen des Alltags wie auch des Reisens, allerdings zeichnete sich bereits die Hoffnung auf eine Entspannung der Situation angesichts wachsender Anteile geimpfter Personen in der Bevölkerung und sinkender Inzidenzwerte ab. Vor diesem Hintergrund sind die Erwartungen der Befragten hinsichtlich ihres künftigen Mobilitätsverhaltens, aber auch bezüglich mobilitätsrelevanter Verhaltensweisen wie Homeoffice und Online-Shopping besonders interessant, haben sich doch nach über einem Jahr Pandemie-bedingter Regelungen neue Routinen entwickelt. Auf Basis der Befragungen des DLR-Instituts für Verkehrsforschung lassen sich deutliche Veränderungen des Mobilitätsverhaltens feststellen.

Die wichtigsten Ergebnisse aus der vierten Befragung in Kürze

  • Freiheit, Spontanität, soziale Kontakte waren das, was die Menschen während der Pandemie am meisten vermisst haben.
  • Die persönliche Mobilität wird weiterhin als eingeschränkt wahrgenommen – dies gilt nicht nur hinsichtlich der Anzahl der Wege, die unternommen werden, sondern auch mit Blick auf die zurückgelegten Strecken.
  • Der öffentliche Verkehr ist weiterhin der Verlierer der Pandemie. Die Zahl derer, die ihn seltener als vor der Pandemie nutzen, ist unvermindert hoch.
  • Die Routinen der Autonutzung verfestigen sich auf einem Niveau, das deutlich höher liegt als vor der Pandemie. Ein großer Anteil der vormals Multimodalen ist nunmehr ausschließlich mit dem Pkw unterwegs.
  • Die Menschen fühlen sich in allen Verkehrsmitteln, die sie mit anderen teilen, weiterhin unwohl.
  • Die Furcht vor Ansteckung in öffentlichen Verkehrsmitteln ist weiterhin hoch. Ein besonders kritischer Punkt ist die Nichteinhaltung bzw. nicht korrekte Einhaltung der Maskenpflicht durch andere Fahrgäste. Viele wünschen sich stärkere Kontrollen.
  • Die Menschen gehen längerfristig von einer geringeren Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel aus. Diese Erwartung hat insbesondere bei den Personen deutlich zugenommen, die vor der Pandemie zumindest gelegentlich, das heißt mindestens einmal pro Monat, mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs waren.
  • Der Anteil der Menschen, die im Homeoffice arbeiten, hat weiter zugenommen. Dies gilt hauptsächlich für das teilweise Arbeiten im Homeoffice. Die Zufriedenheit mit dem Homeoffice ist nach wie vor hoch, aber nicht mehr so ausgeprägt wie zu Beginn der Pandemie.
  • Mehr als die Hälfte derer, die heute im Homeoffice arbeiten, möchte dies – zumindest an einzelnen Tagen der Arbeitswoche – auch künftig tun. Damit geht einher, dass die Distanz zwischen Wohn- und Arbeitsort als nicht mehr so wichtig eingeschätzt wird.
  • Online-Shopping ist weiterhin ein wichtiger Einkaufskanal, und ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass dies auch nach Corona für sie so bleiben wird.
  • Besonders positiv wird gewertet, dass das Reisen wieder möglich ist. Ein Drittel der Befragten möchte dabei vermehrt Ziele in Deutschland ansteuern.
Die DLR-Verkehrsforscherinnen kommen zum Schluss: „Im Lauf der Pandemie haben sich Veränderungen im Mobilitätsverhalten gefestigt und stabilisiert. Neue Routinen sind entstanden. Die Auto-Nutzung ist konstant auf einem hohen Niveau. Die öffentlichen Verkehrsmittel bleiben geschwächt. Es braucht einen sehr klaren Anstoß, diese neuen Routinen wieder zu ändern. Denn sonst hat es die Verkehrswende noch schwerer.“

Mobilität im Monat 13 nach dem ersten Lockdown

Zahlen, wie sie bspw. das Robert Koch-Institut anhand von Mobilfunkdaten bereitstellt, (Aktuelle Mobilität Covid-19 Mobility Project, covid-19-mobility.org), zeigen sehr eindrucksvoll wie sich das Verkehrsaufkommen während der Corona-Pandemie verändert hat. Im Fokus der DLR-Erhebungen steht die Frage nach den Ursachen für Veränderungen im Mobilitätsverhalten: Welche neuen Muster zeigen sich bei der Alltagsmobilität? Welche Unterschiede gibt es mit Blick auf verschiedene Bevölkerungsgruppen, aber auch auf städtische versus ländliche Gebiete? Was bedeutet das für die Mobilität von morgen? Antworten zu diesen Fragen geben wir nachfolgend mit zentralen Ergebnissen aus der vierten Erhebungswelle.

Was vermisst wurde in Zeiten Corona-bedingter Einschränkungen

Der Rückgang der Mobilität während der Corona-Krise resultierte zum einen aufgrund persönlicher Entscheidungen zur Beschränkung der eigenen Mobilität, nicht zuletzt zum Schutz der eigenen Person, aber auch zum Schutz von Familie und Freunden. Zum anderen verordnete der Staat den Bürgerinnen und Bürgern Einschränkungen, die sich ganz unmittelbar auf ihren Mobilitätsbedarf und ihre Mobilität auswirkten. So wurden nicht nur Aktivitäten unterbunden, die vor Corona den Alltag der Menschen gekennzeichnet hatten, sondern auch die Freiheit und Spontanität, die mit der Ausführung unterschiedlichster Aktivitäten, vor allem in der Freizeit, verbunden waren. Neben den sozialen Kontakten waren diese Freiheit und Spontanität das, was die Menschen während der Pandemie am meisten vermisst haben. An dritter Stelle steht die fehlende Möglichkeit, Reisen und Ausflüge zu unternehmen. Vergleichsweise wenig vermisst wurden es dagegen, die Arbeitsstelle, Schule oder Universität aufzusuchen. Junge Menschen, die sich noch in der Ausbildung befinden, hat der Besuch der Bildungseinrichtungen dabei mehr gefehlt als Berufstätigen das Aufsuchen des Arbeitsortes. Personen, die ausschließlich im Homeoffice gearbeitet haben, sind damit wiederum besser zurechtgekommen als Personen, die nur teilweise zu Hause gearbeitet haben.

Vermissen von Aktivitäten seit Ausbruch der Pandemie:
Freiheit, Spontanität, soziale Kontakte wurden sehr vermisst, zur Arbeit gehen weniger

 

Weiterhin spürbare Einschränkungen in der persönlichen Mobilität

Die Ende April/Anfang Mai 2021 noch erheblichen Einschränkungen führten dazu, dass die Menschen ihre Mobilität weiterhin als eingeschränkt und reduziert gegenüber der Vor-Corona-Zeit empfanden; diese Einschätzung war im Vergleich zur Befragung vom November/Dezember 2020 nahezu unverändert. Mehr als die Hälfte der Befragten ging davon aus, weniger Wege außer Haus zu machen; gleichzeitig schätzten 30 Prozent der Befragten, dass sie außerdem kürzere Distanzen zurücklegen als in der Zeit vor Corona.

Männer und Frauen nehmen ihre Mobilität gleichermaßen als eingeschränkt wahr. Dagegen berichten ältere Menschen ab 65 Jahren und Personen aus großen Städten mit 500.000 und mehr Einwohnerinnen und Einwohnern überproportional oft einen Rückgang der Wegeanzahl und zurückgelegten Distanzen. Auch Homeoffice hat einen Einfluss auf die Mobilität, allerdings nur in Bezug auf die zurückgelegten Entfernungen. Während Personen, die ausschließlich im Homeoffice arbeiten, ihre Wegeanzahl im gleichen Umfang als reduziert empfinden wie andere Personen, berichten sie weitaus häufiger, dass ihre Wege im Vergleich zu der Vor-Corona-Zeit kürzer ausfallen.

Selbsteinschätzung der Mobilität im Vergleich zu der Zeit vor Corona:
Die eigene Mobilität wird nach wie vor als reduziert empfunden

Rückgang der Mobilität betrifft vor allem die Öffentlichen

Die Einschränkungen bezüglich der Durchführung von Aktivitäten haben zu einer veränderten Nutzung bei allen Verkehrsmitteln geführt. Es gibt Verkehrsmittel, die in verstärktem Umfang genutzt wurden; dies gilt ganz besonders für Wege zu Fuß und lässt sich darauf zurückführen, dass Nahmobilität, also Mobilität im Wohnumfeld, eine wachsende Bedeutung in Corona-Zeiten erfahren hat. Die stärksten Verluste gibt es im öffentlichen Verkehr (ÖV); nur sehr wenige Menschen waren mehr mit dem ÖV unterwegs als vorher. Einen Nutzungsrückgang bei den öffentlichen Verkehrsmitteln benennen überdurchschnittlich oft ältere Menschen ab 65 Jahre und Personen aus kleineren Städten unter 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Auswirkungen auf die Alltagsmobilität zeigen sich auch durch Homeoffice: Personen, die ausschließlich im Homeoffice arbeiten, berichten mit 59 Prozent besonders oft, weniger mit den Öffentlichen zu fahren. Stammkundinnen und -kunden des ÖVs, die vor Ausbruch der Pandemie fast täglich mit Bus oder Bahn unterwegs waren, berichten insgesamt seltener von einer Abnahme der ÖV-Wege als andere Personengruppen. Mit 47 Prozent fällt der Anteil der Personen, die eine seltenere Nutzung angeben, auch in dieser Gruppe sehr hoch aus.

Von einer Zunahme ihrer Fußwege berichten vor allem junge Personen bis 29 Jahre und Personen, die in größeren Städten ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern leben. Die kontinuierliche Zunahme der Anteile sowohl der Fuß- als auch der Fahrradwege könnte ein Hinweis auf eine „Neuentdeckung“ des Nahraumes sein, die künftig weiter zu beobachten sein wird.

Selbsteinschätzung der Nutzungshäufigkeit von Verkehrsmitteln:
Der Rückgang der Mobilität wirkt sich sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Verkehrsmittel aus

 

Die abnehmende Bedeutung öffentlicher Verkehrsmittel im Pandemie-Alltag zeigt sich auch im Besitz von Zeitkarten für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). 15 Prozent aller Personen, die vor der Pandemie im Besitz einer ÖPNV-Zeitkarte waren, haben diese inzwischen abgeschafft. Drei Viertel dieser Personen geben an, dass Corona die entscheidende oder zumindest eine große Rolle bei der Kündigung des Abonnements gespielt hat. Da im gleichen Zeitraum nur ein Prozent der Befragten eine ÖPNV-Zeitkarte neu angeschafft hat, geht die Pandemie mit einem hohen Verlust von Stammkundinnen und -kunden einher. Überproportional oft abgeschafft wurden ÖPNV-Zeitkarten von jüngeren Menschen unter 50 Jahren, Personen aus kleineren Städten und von Personen, die im Homeoffice arbeiten. Einen deutlichen Einfluss auf die Abschaffung der Zeitkarte gibt es auch dann, wenn ein Auto im Haushalt vorhanden ist.

Auswirkungen von Corona auf den Besitz von ÖPNV-Zeitkarten:
Nur 85 Prozent der ehemaligen ÖV-Kundinnen und -Kunden sind noch im Besitz einer ÖPNV-Abonnements

Die aktuell seltenere Nutzung des ÖPNV geht – wie schon bei der dritten Befragung – einher mit der Erwartung einer auch künftig geringeren Bedeutung des ÖPNV für die eigene Alltagsmobilität. Dabei sind die Nutzungserwartungen bei den Personen, die den ÖPNV vor der Krise mindestens an ein bis drei Tagen pro Monat genutzt haben, gegenüber der Befragung im November/Dezember 2020 weiter gesunken; deutlich gewachsen ist die Gruppe derjenigen, die davon ausgehen, den ÖPNV in Zukunft überhaupt nicht mehr zu nutzen. Hierbei scheint es allerdings große regionale Unterschiede zu geben. In den vom Verkehrsverbund Berlin Brandenburg in Auftrag gegebenen Vertiefungsstichproben der 3. und 4. Erhebung zeigt sich für Berlin sogar eine geringfügige Verbesserung der zukünftigen Nutzungserwartungen, für Brandenburg nur eine geringfügige Verschlechterung.

Selbsteinschätzung zur zukünftigen ÖPNV-Nutzung:
Immer mehr Kundinnen und Kunden glauben, künftig weniger mit dem ÖPNV unterwegs zu sein

Abkehr von der Nutzung kollektiver Verkehrsmittel

Das Nutzen von kollektiven Verkehrsmitteln wie ÖPNV, Bahn oder auch Carsharing wird weiterhin von vielen als unangenehm empfunden: Die Menschen fühlen sich in allen Verkehrsmitteln, die sie mit anderen teilen, weiterhin unwohl. Hier hat sich kaum eine Veränderung im Vergleich zur Befragung im November/Dezember 2020 ergeben. Das Sich-Unwohl-Fühlen in Verkehrsmitteln, die mit anderen Menschen geteilt werden, hat sich verfestigt und steht auch bei der April/Mai 2021-Befragung der Tatsache gegenüber, dass rund 20 Prozent der Befragten sich nun im Auto wohler fühlen.

Nach soziodemographischen Merkmalen unterschieden zeigt sich: Das Unwohlsein ist in allen Altersgruppen sehr ähnlich ausgeprägt; Frauen fühlen sich in öffentlichen Verkehrsmitteln allerdings unwohler als Männer. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die sich in öffentlichen Verkehrsmitteln wohler fühlen als vor der Pandemie. Da diese Menschen überwiegend in großen Städten wohnen, scheint die Pandemie-bedingte Abnahme der ansonsten sehr hohen Fahrgastaufkommen in den Großstädten positiv zum Tragen zu kommen. Egal, ob mit oder ohne ÖV-Zeitkarte: Die Mehrzahl gibt an, sich in Verkehrsmitteln des öffentlichen Personennahverkehrs aktuell unwohl zu fühlen. Während die ÖV-Zeitkarten-Besitzerinnen und -Besitzer mit „unwohler“ überwiegend die schwächere der beiden Antwortkategorien nutzen, fühlen sich Personen ohne ÖV-Zeitkarte zumeist „deutlich unwohler“. Nutzungserfahrungen schwächen das Sich-Unwohl-Fühlen ab.

Subjektives Empfinden bei Verkehrsmittelnutzung:
Unbehagen in öffentlichen Verkehrsmitteln hält an

Gegen den öffentlichen Verkehr spricht aus der Sicht der Befragten die unvermindert hohe Befürchtung, dass dort eine Ansteckungsgefahr gegeben sei. Es wird bemängelt, dass andere Mitfahrende die Maskenpflicht nicht oder zumindest nicht vollständig einhalten, gleichzeitig aber keine ausreichende Kontrolle erfolgt. Wenngleich ein Drittel der Befragten überzeugt ist, dass die Hygienemaßnahmen in öffentlichen Verkehrsmitteln ausreichend sind, so befürchten doch 40 Prozent, sie könnten sich beim Anfassen von Stangen und Griffen einer Ansteckung aussetzen.

Einschätzung der aktuellen Situation im ÖPNV durch ÖV-Nutzende:
Die Nichteinhaltung der Hygienevorschriften stellt für viele ein großes Problem dar

Verstetigung von Routinen der Autonutzung

Die Befragung von April/Mai 2021 zeigt, dass sich die Routinen der Autonutzung auf einem Niveau halten, das deutlich höher liegt als vor der Pandemie. Vor Ausbruch des Corona-Virus war es für die Hälfte aller Befragten normaler Alltag, von den drei Verkehrsmitteln – Auto, Fahrrad und ÖV – ausschließlich das Auto zu nutzen. Diese monomodale Nutzung des Autos hat während der Pandemie, vor allem während des ersten Lockdowns, einen deutlichen Schub erhalten. In den letzten beiden Erhebungen hat sich der Anteil der monomodalen Autofahrenden auf einem gegenüber dem Ausgangsniveau um gut 10 Prozentpunkte höheren Anteil von 61 Prozent (3. Erhebung) bzw. 62 Prozent (4. Erhebung), stabilisiert.

Anteil der Modalgruppen vor Corona und im Verlauf der Pandemie:
Zunahme monomodaler Nutzung des Pkw

Multimodale Personen, also Personen die mit einem Verkehrsmittel-Mix aus Pkw, Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, haben in der Krise sehr früh auf das Auto als alleiniges Verkehrsmittel gesetzt. Bereits im April 2020 waren 42 Prozent der zuvor Multimodalen ausschließlich mit dem Auto unterwegs. Ein Jahr später war dieser Anteil auf 46 Prozent angestiegen.

Bei den ausschließlichen ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzern hat sich die Veränderung dagegen langsamer vollzogen. Im April 2020 haben 46 Prozent von ihnen am bisherigen Verhalten festgehalten und weiterhin den ÖPNV genutzt. Ein Jahr später hat sich auch in dieser Gruppe die monomodale Nutzung des Autos durchgesetzt: die Hälfte der zuvor ausschließlich den ÖPNV-Nutzenden ist jetzt nur noch mit dem Auto mobil. Bei den Multimodalen hat damit das Auto, das ohnehin schon zum individuellen alltäglichen Verkehrsmittelmix gehörte, sehr schnell die Oberhand gewonnen, während das Umsteuern auf die neue Verkehrsmitteloption Auto bei den ÖPNV-Nutzenden mehr Zeit in Anspruch genommen hat.

Verkehrsmittelnutzung heute und vor Corona nach Modalgruppen:
46 Prozent der ehemals Multimodalen nutzen heute ausschließlich das Auto

Verstetigung von Homeoffice

Das Arbeiten im Homeoffice gehört zu den großen, durch die Corona-Pandemie ausgelösten Veränderungen. So ist der Anteil der Erwerbstätigen, die im Homeoffice arbeiten, kontinuierlich gewachsen, auch wenn die neuerliche Zunahme ausschließlich auf der Ausweitung von teilweisem Arbeiten im Homeoffice beruht.

Die Zufriedenheit mit dem Arbeiten zuhause ist im Verlauf der Pandemie durchweg hoch. Bereits im ersten Lockdown haben 61 Prozent der Personen ihre Zufriedenheit geäußert, im Sommer 2020 war die Stimmung mit 75 Prozent noch positiver. Mit zunehmender Dauer der Pandemie und der Arbeit im Homeoffice ist der Wert leicht zurückgegangen. Er hat sich in den letzten beiden Erhebungen im Herbst 2020 und Frühjahr 2021 bei 65 Prozent stabilisiert. Die hohe Zufriedenheit mit Homeoffice entspricht dem Wunsch von 55 Prozent der Befragten, auch künftig zumindest teilweise im Homeoffice zu arbeiten. Unzufrieden mit Homeoffice waren in den letzten beiden Erhebungen lediglich 10 bzw. 11 Prozent der Befragten.

Arbeiten während der Corona-Pandemie:
Immer mehr Menschen arbeiten im Homeoffice

Das Potenzial für Homeoffice scheint noch nicht vollständig ausgeschöpft zu sein. 14 Prozent der Personen, deren Tätigkeit nach ihrer subjektiven Einschätzung ins Homeoffice verlagert werden könnte, arbeiten nicht im Homeoffice, weitere 12 Prozent tun dies nur teilweise. Umgekehrt arbeiten nur wenige Personen, deren Tätigkeit nach ihrer subjektiven Einschätzung nicht ins Homeoffice verlagerbar ist, dennoch im Homeoffice.

Das Potenzial für Homeoffice ist noch nicht ausgeschöpft:
14 Prozent der Personen, deren Tätigkeit verlagerbar wäre, arbeiten nicht im Homeoffice

Mit der Aussicht auf die Möglichkeit zum Homeoffice erweitern sich offenbar auch die Optionen der Wohnstandortwahl. So gibt es nicht nur eine hohe Zustimmung für die Aussage, dass das Wohnen außerhalb der Stadt durch Homeoffice attraktiver wird, sondern gleichzeitig scheint auch die Frage der zwischen Wohn- und Arbeitsort zurückzulegenden Distanz weniger wichtig zu werden.

Mögliche Auswirkungen von Homeoffice:
Die Bedeutung der Nähe von Wohn- und Arbeitsort nimmt ab

 

Online-Shopping erlebt anhaltenden Zuspruch

Aus den Veränderungen im Einkaufsverhalten der Menschen ergeben sich möglicherwiese Auswirkungen auf Stadt- und Zentrenstrukturen. Die Nutzung des Online-Handels ist unvermindert hoch: 84 Prozent der Befragten geben an, im Verlauf der letzten vier Wochen vor der Befragung, über das Internet eingekauft zu haben. Gut ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass siedieses Einkaufsverhalten, das sie sich in der Corona-Pandemie angeeignet haben, beibehalten werden.

Einkaufen während der Corona-Pandemie
Onlinehandel gewinnt an Bedeutung

Endlich wieder reisen!

Die bestehende Aussicht darauf, dass Reisen ohne Furcht vor Ansteckung wieder möglich ist, ist für zwei Drittel der Befragten ein Grund, sich zu freuen. Ein Drittel der Befragten möchte dabei vermehrt Ziele in Deutschland ansteuern, allerdings ist Urlaub in der Nähe zum Wohnort für die meisten keine neue Alternative zum gewohnten Urlaub.

Zur Studie

Die Ergebnisse basieren auf der vom DLR-Institut für Verkehrsforschung konzipierten Panel-Studie „Mobilität in Krisenzeiten“. In der Studie werden dieselben Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragt, um die Pandemie-bedingten Veränderungen des Verhaltens zu messen. Damit jede Einzelerhebung repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren ist, wird der Ausfall von wiederholt befragten Personen durch die Aufnahme neuer Probandinnen und Probanden ausgeglichen.

Die ersten drei Erhebungen haben im Jahr 2020 stattgefunden – in der Woche vor Ostern (06.-10.04.2020), zu Beginn des Sommers (29.06.-08.07.2020) und im Herbst (25.11.-04.12.2020). Die aktuellste vierte Erhebung wurde vom 28.04. bis 10.05.2021 durchgeführt. Zu allen vier Zeitpunkten wurden jeweils 1.000 Personen über das Access Panel des Erhebungsinstituts Kantar GmbH (https://www.kantardeutschland.de/) im Rahmen einer Online-Erhebung befragt. Inhalte der Erhebung sind die Verkehrsmittelnutzung vor und während der Krise, die Mobilität in Zusammenhang mit Einkaufen, Arbeiten und Freizeit, private und dienstliche Reisen sowie Einstellungen und persönliche Strategien im Umgang mit der Krise. Für den Herbst 2021 ist eine fünfte Erhebung geplant.

Die Forschungsarbeit wurde durchgeführt vom Team Dr. Claudia Nobis, Dr. Christine Eisenmann, Dr. Viktoriya Kolarova und Sophie Nägele unter Mitarbeit von Prof. Dr. Christian Winkler und Prof. Dr. Barbara Lenz.

 

Zu den früheren Befragungsergebnissen:

DLR-Befragung: Wie verändert Corona unsere Mobilität? | DLR Verkehr

Zweite DLR-Befragung: Wie verändert Corona unsere Mobilität? | DLR Verkehr

Dritte DLR-Befragung: Wie verändert Corona unsere Mobilität? | DLR Verkehr

 

Weitere Informationen zur Entwicklung der Mobilität in Deutschland finden Sie hier.