Autonom fahrende Busse in der Hamburger HafenCity

Die Nutzung eines autonom fahrenden Busses sollte einfach, angenehm und mit einem hohen Sicherheitsgefühl verbunden sein. Mit diesem Ziel forscht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Projekt HEAT (Hamburg Electric Autonomous Transportation). Wesentlichstes Projektziel ist der Nachweis, dass die autonom fahrenden Kleinbusse im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden können. Neben dem eigens für dieses Projekt entwickelten Fahrzeug stehen vor allem Fragen nach der verkehrs- und informationstechnischen Infrastruktur, der digitalen Leittechnik und den technischen Schnittstellen im Fokus des Vorhabens.


Im Rahmen einer Pressekonferenz erfolgte am heutigen Tag der offizielle Startschuss für das Projekt durch die beteiligten Partner Hamburger Hochbahn AG, Behörde für Wissenschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), IAV, Siemens, IKEM und DLR. In den kommenden Monaten sollen die ersten Vorbereitungen für den Ausbau der Infrastruktur starten.


Stufenweiser Streckenaufbau

Wesentliches Kennzeichen des HEAT-Projektes ist ein stufenweises Vorgehen. In der ersten Phase ab Frühjahr 2019 wird es auf einer 3,6 Kilometer langen Strecke einen Testbetrieb ohne Fahrgäste und mit einem professionellen Fahrzeugbegleiter geben, der bei Bedarf unmittelbar eingreifen kann. In der nächsten Phase sollen dann auch erstmals Fahrgäste mitgenommen werden. Bis 2021 soll ein komplett autonomer Betrieb (ohne Fahrzeugbegleiter) erfolgen. In der Endausbaustufe führt die Strecke über zwölf Ampeln und das Fahrzeug muss acht Richtungswechsel vollziehen.
Hamburger Verkehrssenator Frank Horch erklärt: "2021 wird Hamburg Gastgeberstadt für den Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme (ITS) sein. Bis dahin soll die Verknüpfung von Digitalisierung und Mobilität Schritt für Schritt im Hamburger Stadtbild sichtbar und erlebbar sein. Vor diesem Hintergrund stellen wir jetzt die Weichen für künftige Technologien wie autonomes und vernetztes Fahren. Die Treiber dieser Entwicklung sollen die öffentlichen Verkehrsbetriebe sein. Denn natürlich bleibt der öffentliche Personennahverkehr das Rückgrat der Mobilität in unserer Stadt. Angebote wie HEAT setzen auf einen verbesserten Verkehrsfluss durch weniger, aber – im Gegensatz zum Privatwagen – besser ausgelastete Fahrzeuge. Zugleich sind sie lokal emissionsfrei unterwegs, was uns hilft, für eine bessere Luft und weniger Lärm zu sorgen.“


Mensch steht im Fokus der Forschung

Das DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik ermittelt die Nutzeranforderungen, leitet Hinweise für die Gestaltung der Fahrzeuge und des Verkehrsservices ab. Hinzu kommen die Evaluation der Akzeptanz bei den Fahrgästen und die Untersuchung des Zusammenwirkens mit weiteren Verkehrsteilnehmern. Dr. Annika Dreßler, DLR-Projektleiterin Nutzerzentrierte Begleitforschung HEAT, erläutert: "Die Entwicklung des Betriebs autonom fahrender Elektrobusse ist ein Schritt in die Zukunft des öffentlichen Verkehrs. Automatisierung und Vernetzung eröffnen neue Möglichkeiten, den öffentlichen Personennahverkehr effizient und bedarfsgerecht zu gestalten und damit eine attraktive und umweltverträgliche Alternative zum Individualverkehr anzubieten. Damit das Angebot angenommen wird, muss der Mensch bei der Gestaltung im Mittelpunkt stehen."

Die Besonderheiten des Fahrzeugs

Das von IAV entwickelte Fahrzeug ist etwa fünf Meter lang und bietet maximal sechzehn Fahrgästen Platz. Insgesamt sind für das Forschungs- und Entwicklungsprojekt drei Fahrzeuge geplant. Für die Integration in den realen Straßenverkehr und die dafür notwendige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h ist neben der Ausstattung des Fahrzeugs mit Kameras, Radar und Lidar auch eine Ausrüstung der Strecke mit zusätzlicher Infrastruktur notwendig. Hierzu wird die Strecke mit Sensorikelementen und digitalen Kommunikationssystemen ausgerüstet. Zusätzlich erfolgt eine Überwachung des Betriebes über die Leitstelle der HOCHBAHN, die in Abhängigkeit von der jeweiligen Verkehrssituation dem Fahrzeug entsprechende Fahrbefehle geben kann. Fahrzeug, Infrastruktur und Leitstelle bilden das Gesamtsystem ab das für hohe Sicherheit und Verfügbarkeit des autonomen Betriebs sorgen soll.


Erstmals Zulassung eines autonomen Busses

Die rechtliche Begleitung des HEAT-Projektes übernimmt das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM). Hier geht es in erster Linie darum, im Rahmen des Projektes die jeweils erforderlichen Genehmigungen und Zulassungen sowie die daraus abgeleiteten Anforderungen an das Fahrzeug, die Infrastruktur und den regelmäßigen Betrieb mit Fahrgästen zu erreichen. Auch hier wird das HEAT-Projekt Pionierarbeit leisten, denn das autonome Fahren auf Level 5 (ohne Fahrer) wird vom geltenden Rechtsrahmen derzeit noch nicht erfasst.