ARTE - Automatisiert fahrende Regionalzüge in Niedersachsen

©Alstom/Bernd Rosenthal

Moderne, mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS ausgerüstete Strecken werden die Basis für den zukünftigen automatisierten Fahrbetrieb (Automated Train Operation (ATO) über ETCS) darstellen. Jedoch wird es Jahrzehnte dauern bis ETCS auf der Infrastrukturseite flächendeckend im deutschen Bahnnetz verfügbar sein wird.

Das beschriebene Forschungsvorhaben soll aufzeigen, wie der begleitete, automatisierte Fahrbetrieb im heutigen Streckennetz, mit bestehender Streckeneinrichtung, durch Umrüsten der Fahrzeuge umgesetzt werden kann. Das automatisierte Fahren wird dabei Kamerasysteme für die Hinderniserkennung benötigen, und statt der (noch nicht vorhandenen) streckenseitigen ETCS-Ausrüstung, wird eine geeignete Bilderkennung die vorhandenen Eisenbahnsignale verarbeiten.

Im beantragten Förderprojekt ermitteln die Projektbeteiligten die Anforderungen, die an ein automatisiert fahrendes Schienenfahrzeug gestellt werden, entwickeln die unterschiedlichen Teilsysteme und rüstet ein Schienenfahrzeug entsprechend aus. Mit diesem wird der automatische Fahrbetrieb in einem Probefahrbetrieb getestet und die Ergebnisse nach Abschluss der Testphase ausgewertet. Parallel werden Gesetze und Regelwerke analysiert, um eine generische Komponentenzulassung für automatisiert fahrende Schienenfahrzeuge zu terminieren. Eine Befragung, laufende Kommunikation mit den Mitarbeitenden des Eisenbahnverkehrsunternehmens Start und die Weiterentwicklung der Stellen- und Aufgabenbeschreibung des Fahrpersonals runden das Projekt ab. Das BMWi hat diesen innovativen Ansatz im Mai 2020 mit dem Innovationspreis für Reallabore in der Kategorie „Ausblicke“ ausgezeichnet.

Die Ziele des Forschungsprojektes sind:

  • Gesamtheitliche Systemdefinition unter Berücksichtigung der Funktionen und Schnittstellen
  • Erstellung eines betrieblichen und eines technischen Lastenheftes mit allen relevanten Anforderungen als Basis der technischen Umsetzung im weiteren Projekt
  • Validierung, ob die technischen und betrieblichen Anforderungen umsetzbar sind.
  • Entwicklung der Teilsysteme Hinderniserkennung, Signalerkennung und Relokalisierung und Integration in den Zug
  • Erlangen der Genehmigung zum Fahren für Probefahrten und Roadmap für die Zulassung von ATO ausarbeiten und mit den Zulassungsbehörden für ATO GoA 3, ATO GoA 4 und RTO abstimmen
  • Einen Zug mit ATO-System ausrüsten und im Testbetrieb einsetzten

Die Arbeitsschwerpunkte des DLR liegen vor allem in den folgenden Zielen:

  • Erkenntnisauswertung und Validierung der Ergebnisse mittels gesamtheitlicher Bewertungsmethodik, welche sowohl unterschiedliche Stakeholder als auch betriebliche, wirtschaftliche und arbeitspsychologische Aspekte berücksichtigt
  • Ableitung von Handlungsempfehlungen, welche einerseits die Übertragbarkeit der gewonnenen Ergebnisse ermöglichen und andererseits der Automatisierung entgegenstehende (regulatorische) Hindernisse identifizieren und Möglichkeiten für deren Überwindung aufzeigen
  • Beschreibung neuer Rollen und Aufgaben des Betriebspersonals (bspw. Remote Operator, Zugbegleiter-Plus)
  • Erstellung von zukünftigen Berufsbildern sowie die Erarbeitung von Qualifizierungsansätzen für das Fahr- und Leitstellenpersonal

 

Projektname:
ARTE - Automatisiert fahrende Regionalzüge in Niedersachsen

Laufzeit:
01/2022 bis 12/2024

Projektvolumen:
14 Mio €

Auftraggeber:
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)

Fördergeber:
Land Niedersachsen

Projektkoordinator:
ALSTOM

Projektbeteiligte:
TU Berlin - Fachgebiet Bahnbetrieb und Infrastruktur
DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik
Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG)
ERC.Solution
Regionalverkehre Start Deutschland GmbH