Autofreie Sommerstraße Barbarossa

Eine temporäre autofreie Sommerstraße

„Verkehrswende“ bedeutet auch, die Verteilung des öffentlichen Raums grundsätzlich zu überdenken. Insbesondere in Städten ist der öffentliche Raum zu einer knappen Ressource geworden, die unterschiedlich genutzt werden kann. Welche Möglichkeiten und Vorstellungen gibt es wenn der öffentliche Raum neu verteilt würde? Welche Wünsche haben beispielsweise AnwohnerInnen und NutzerInnen an ihre städtische Umgebung, wie würden Menschen ihre direkte öffentliche Umgebung umgestalten, wenn sie die Möglichkeit hierzu hätten? Diesen und ähnlichen Fragen ist das DLR Institut für Verkehrsforschung im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung der temporären Sommerstraße Barbarossa in Berlin Schöneberg nachgegangen.

Im August 2021 wurde ein Teil der Barbarossastraße in Berlin Schöneberg komplett autofrei. Konkret bedeutet das, dass es  in diesem Zeitraum keinen motorisierten Verkehr im Bereich zwischen der Goltzstraße und der Kyffhäuser Straße gab und die Straße somit zum Zufußgehen, Radfahren, Spielen und zum Aufenthalt genutzt werden konnte. Das Projekt Kiezerfahren (gefördert vom BMU) hat im Vorfeld für die Umgestaltung der Fläche ein Konzept entwickelt, welches in diesem Zeitraum umgesetzt wurde und das insgesamt 10 „Schöne Flächen“ im Straßenraum vorgesehen hat. Wie man Abbildung 1 sehen kann, handelt es sich dabei um Parklets aus Holzkonstruktionen, die zu unterschiedliche Aktivitäten einluden. So gab es beispielsweise die Möglichkeit, Kleidung zu tauschen und zu verschenken, in der Hängematte zu liegen, zu arbeiten, zu gärtnern etc.

Umgestaltung öffentlichen Raums zugunsten der Verkehrswende und verbesserter Lebensqualität

Im Rahmen der Verkehrswende ist die Umgestaltung von Straßenraum zentral. Zum einen beeinflussen Infrastrukturen und Stadtstrukturen mit welchen Verkehrsmitteln wir unterwegs sind – ob wir für eine kurze Strecke beispielsweise den privaten Pkw, ein Mikromobil, oder doch das Zufußgehen präferieren. Zum anderen liegt zum Teil eine große Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Verkehrsmittelnutzung und dem geplanten Straßenraum vor. In Berlin werden beispielsweise nur 17% der Wege in der inneren Stadt – also innerhalb des S-Bahnrings – mit dem Auto zurückgelegt (Quelle: Senatsverwaltung für Umwelt Verkehr und Klimaschutz / Verkehr in Zahlen 2017), obwohl58% des Straßenraums für den ruhenden und fließenden Autoverkehr vorgesehen sind (Quelle: Agentur für clevere Städte 2014: 2). Es stellt sich daher die Frage, wie der Straßenraum künftig so umgestaltet werden kann, dass er nachhaltige und emissionsfreie Verkehrsmittel begünstigt und über mehr Aufenthaltsräume verfügt.

Akzeptanz bei den Anwohner*innen

In diesem Kontext ist es zunächst notwendig, die Menschen, die diesen Raum letztlich nutzen mit einzubeziehen. Also zu verstehen, inwiefern die Umgestaltung des Straßenraums von den Menschen aufgegriffen wird, auf welche Akzeptanz er trifft und welche Bedürfnisse es bei einer Umgestaltung zu berücksichtigen gilt.An diesem Punkt ansetzend, hat das DLR Institut für Verkehrsforschung die Sommerstraße Barbarossa wissenschaftlich begleitet und vor sowie nach dem Projekt in Kooperation mit dem Projekt Kiezerfahren eine Haushaltsbefragung durchgeführt. Insgesamt wurden 1700 Haushalte in den angrenzenden Wohnblöcken gebeten, schriftlich oder online an den Befragungen teilzunehmen. Insgesamt haben 193 Personen an der Befragung teilgenommen (eine Rücklaufquote von 11%) .