Ampelschaltungen für Einsatzfahrzeuge im Praxistest

Einsatzfahrzeug im Testgebiet Berlin-Moabit
©Polizei Berlin Einsatzfahrzeug im Testgebiet Berlin-Moabit

Projekt HALI-Berlin optimiert Einsätze von Polizei und Feuerwehr


Trotz Blaulicht kostet das Überqueren von Kreuzungen Polizei und Feuerwehr oft viel Zeit und birgt eine hohe Unfallgefahr. Das Projekt HALI-Berlin des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik und des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS sieht daher seine Aufgabe darin, die Einsatzkräfte schneller und sicherer an ihren Zielort zu bringen. Die Lösung der Projektbeteiligten ist eine zielgerichtete Freischaltung von Ampeln für Einsatzfahrzeuge, damit diese Kreuzungen bei grünem Signal überqueren können.

Erprobung auf der Straße startet

Ab sofort werden drei Polizei- und zwei Feuerwehrfahrzeuge in Berlin die speziell für sie entwickelte Ampelschaltung für zwei Monate testen. Die Projektbeteiligten haben alle Fahrzeuge dafür mit einem Satellitenempfänger ausgerüstet, der den kryptographisch geschützten Navigationsdienst Galileo Public Regulated Service (PRS) nutzen kann. Acht Ampeln im Berliner Stadtteil Moabit haben die Forschenden ebenfalls mit spezieller Kommunikationstechnik ausgestattet. So können die Fahrzeuge den Ampeln „melden“, wenn sie sich nähern. Diese schalten dann automatisch auf Grün, so dass der Einsatzwagen mit höherer Geschwindigkeit über die Kreuzung fahren kann. Der querende Verkehr muss an der roten Ampel halten. Die Unfallgefahr sinkt.

Die Forschenden erwarten von den Testfahrten Erkenntnisse darüber, wie robust die Galileo-Empfänger arbeiten und wie gut die Ampelschaltung in der Praxis funktioniert. Dabei wird evaluiert, wie präzise die Fahrzeugortung im Einsatzalltag von Polizei und Feuerwehr ist, ob die Ampelanmeldung und -abmeldung zum gewünschten Zeitpunkt erfolgen und wie sich das HALI-System auf die Fahrzeiten der Einsatzkräfte und auf die anderen Verkehrsteilnehmer auswirkt. Im Ergebnis des Testlaufs soll die Technik soweit optimiert sein, dass sie auch auf andere Einsatzfahrzeuge und Ampelanlagen übertragbar ist.

Gekoppelte Daten sorgen für punktgenaue Ampelschaltung

Die Beteiligten von HALI-Berlin haben nicht nur einen speziellen Empfänger entwickelt, sondern auch ein Backend, in dem die Daten von den Einsatzfahrzeugen (z.B. Position und Geschwindigkeit) mit den Informationen zum Einsatzort und zur Verkehrslage gekoppelt werden. Dieser zentrale HALI-Server kann dann aus den gesamten Daten die Schaltungen der nächstgelegenen Ampeln punktgenau anpassen. Für die Kommunikation von Einsatzfahrzeug zu Ampel und zum Server nutzt das Projekt u.a. den Navigationsdienst Galileo-PRS, der durch eine leistungsstarke Verschlüsselung vor Missbrauch geschützt ist. Darüber hinaus verhindert der Dienst durch die Verwendung unterschiedlicher Frequenzen auch die Unterbrechung oder Überdeckung der Navigationssignale durch eine Störquelle und kann in schwierigen Umgebungen wie Häuserschluchten die genaue Position des Wagens bestimmen.

Über das Projekt

HALI-Berlin wird durch die deutsche Raumfahrtagentur im DLR, mit Mitteln aus dem PRS-Technologieprogramm des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVi) gefördert. Folgende Projektbeteiligte sind neben dem Institut für Verkehrssystemtechnik des DLR und des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS noch beteiligt: Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Polizei Berlin, Feuerwehr Berlin, Siemens AG, Airbus DS GmbH, IABG GmbH sowie Alarm Dispatcher Systems GmbH.