Das vom DLR Institut für Verkehrsforschung geleitete Projekt untersucht Angebotsinnovationen für den ÖPNV – darunter zum Beispiel bedarfsorientierte Verkehre und Sharing-Systeme – auf ihre Akzeptanz durch Nutzerinnen und Nutzer. Methodisch wird dabei die Frage beantwortet, inwiefern nutzergenerierte Daten (Crowdsourcing, s.u.) zur Angebotskonzeption und -planung im ÖPNV beitragen können. Anhand der erhobenen Daten soll herausgefunden werden, welche Konzepte sich wie auf das Mobilitätsverhalten und damit den Verkehr in der Region auswirken. Schließlich wird untersucht inwiefern die gefundenen Lösungen auf andere Anwendungsfälle und Regionen übertragbar sind.
Ziele
Ziel des Projektes ist die Entwicklung von Lösungen zur Sicherstellung eines attraktiven und bedarfsgerechten ÖPNV in ländlichen Regionen und insbesondere für Braunkohlereviere. Die Ergebnisse dienen der Angebotsplanung der ÖPNV-Betreiber. Die Lösungen werden anhand des Spree-Neiße-Kreises entwickelt und auf ihre Übertragbarkeit auf andere Regionen hin untersucht.
Vorgehensweise
Ein Lösungsansatz um schnell aktuelle und auch sich verändernde Strukturen erfassen zu können ist das sogenannte Crowdsourcing. Dabei handelt es sich um die Generierung von Informationen durch Nutzerinnen und Nutzer, auf deren Grundlage Innovationen geschaffen werden. Diese Daten würden sonst beispielsweise durch die ÖPNV-Betreiber selbst erfasst. Die Hypothese ist, dass die Einbeziehung der Schwarmintelligenz der Nutzenden dazu beiträgt, die Angebotsplanung deutlich bedarfsgerechter auszurichten, als dies mit dem klassischen Ansatz möglich wäre und dadurch schneller erfolgreiche innovative Konzepte zu identifizieren.
Im Zentrum des Projektes steht eine bereits eingesetzte Fahrplan-App, mithilfe derer die neuen Mobilitätskonzepte des ÖPNV nutzerbasiert evaluiert und damit im Sinne des Crowdsourcing Ansatzes für die Angebotsplanung eingesetzt werden. Den Bürgerinnen und Bürgern werden dafür konkrete Wahloptionen (mit Route, Fahrtzeit, Preis etc.) angezeigt. Die App trackt GPS-basiert die Wege der Nutzerinnen und Nutzer und ermöglicht ihnen die Bewertung von ÖPNV-Alternativen im Hinblick auf ihre tatsächliche Mobilität. Die erhobenen Daten werden in statistische Modelle und Verkehrsnachfragemodelle gespeist, um die Nutzungspotenziale neuer Mobilitätsangebote für die gesamte Region zu quantifizieren.
Copyright: Wolfram Heym von DB Rego Bus Ost
Projektphasen
Dazu konzipieren die lokalen und regionalen ÖPNV-Betreiber zusammen mit dem DLR Angebotsinnovationen und definieren Eigenschaften für diese, inklusive eines Routings zur Ermittlung von Fahrzeiten.
In Nutzer-Workshops wird die App getestet und definiert welche Nutzerinteraktionen die App ermöglichen soll. Für die Feldphase ist geplant, dass 1.000 Personen die App nutzen und damit die Angebote bewerten. Dabei werden auch GPS-Tracks erfasst.
Die erhobenen Daten dienen als Grundlage für statistische und verhaltensökonomische Analysen von Präferenzen und des tatsächlichen Mobilitätsverhaltens, von Zahlungsbereitschaften und der App- und der Verkehrsmittelnutzung. Weiterhin werden die Informationen in Simulationen der Verkehrsnachfrage in der Region eingespeist.
Hieraus lassen sich Erkenntnisse über das Nutzenpotential in der Region und zur Übertragbarkeit auf andere Regionen ableiten. Dafür erfolgen Hochrechnungen der App-Nutzer auf die Gesamtbevölkerung in anderen Gebieten, ein Abgleich mit deren Strukturen und die Berechnung von Verkehrsverlagerungseffekten und Emissionen.
Die Angebotsinnovationen mit hoher potentieller Nutzung sollen kurz- bis mittelfristig in die Praxis umgesetzt werden. Dies bereiten die Praxispartner während des Projektes vor.
Neben der Projektleitung ist das DLR dabei in folgende Aktivitäten eingebunden:
- Recherche und Konzeption von Angebotsinnovationen
- Entwicklung eines Routing-Algorithmus und Definition der Eigenschaften der Angebotsinnovationen
- Nutzerworkshops zur Spezifikation der Anforderungen der App und Rekrutierung der Nutzerinnen und Nutzer
- Datenaufbereitung und Verkehrsmodellierung
- Untersuchungen von Nutzungspotentialen und der Übertragbarkeit der Angebotsinnovationen
Zuwendungsgeber
- Fördermaßnahme des Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND
Projektpartner
- DLR Institut für Verkehrsforschung
- DB Regio Bus Ost GmbH
- BTU Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet ABWL, Organisation und Unter-nehmensführung
- DB Regio Bus (Wohin Du Willst)
Projektlaufzeit
12/2021 bis 11/2024
