Dritte DLR-Befragung: Wie verändert Corona unsere Mobilität?

22.12.2020

Corona hat unser Leben auf den Kopf gestellt. In einer repräsentativen Panelstudie untersucht das DLR-Institut für Verkehrsforschung wie sich das Alltags- und Reiseverhalten der Menschen dadurch verändert. Die dritte, Ende November/ Anfang Dezember durchgeführte deutschlandweite Erhebung bildet die Auswirkungen des zweiten Lockdowns in Deutschland ab.

Zusammen mit den ersten beiden Erhebungen steht mit der aktuellen Befragung eine umfangreiche Datenbasis zur Verfügung. Nachdem die erste Untersuchung zum Zeitpunkt des tiefsten Lockdowns Anfang April erfolgte und die zweite die Situation weitgehender Lockerungen Ende Juni, Anfang Juli abbildet, erfasst die letzte Erhebung die Phase des erneuten Lockdowns mit den seit Anfang November geltenden strengeren Regelungen zur Eindämmung der Pandemie. Auf Basis der dritten Befragung des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) lassen sich erneut deutliche Veränderungen des Mobilitätsverhaltens feststellen.

Stimmungsbild der Gesellschaft

Die im November eingeführten Beschränkungen zum Schutz vor der Ausbreitung des Corona-Virus werden von fast drei Viertel der Befragten gutgeheißen, 47 Prozent stimmen ihnen voll und ganz zu. Das Bedürfnis sich über die aktuelle Lage zu informieren ist im Vergleich zum Sommer wieder gestiegen, hat aber nicht das Niveau von April erreicht. Ende November haben 48 Prozent der Befragten die Aussage ‚ich informiere mich mehrmals täglich über die aktuelle Lage zum Corona-Virus‘ als (voll und ganz) zutreffend bezeichnet, im Sommer lag der Wert bei 37 Prozent, in den Anfangsmonaten der Pandemie dagegen bei 64 Prozent. Der Anteil der Personen, die die Berichterstattung zu Corona nicht mehr hören können, liegt im Vergleich zum Sommer unverändert bei 35 Prozent.

Die Menschen kommen nur bedingt mit der Corona-bedingten Situation zurecht und dies zunehmend schlechter. 36 Prozent fällt es immer noch schwer, sich daran zu gewöhnen, ein Drittel antwortet mit teils/ teils. Der Wert ist seit Anfang der Pandemie gestiegen. So fällt es auch nur 38 Prozent der Personen leichter sich an den zweiten Lockdown im November als an den ersten im Frühjahr. Mit 53 Prozent fehlt einem großen Teil der Menschen Abwechslung im Alltag. Im Sommer berichteten dies nur 37 Prozent der Befragten. 42 Prozent fühlen sich in ihrem Alltag sehr stark eingeschränkt. Auch diese Angabe fällt gegenüber dem Wert von 27 Prozent im Sommer deutlich höher aus.

Das persönliche Ansteckungsrisiko wird von fast der Hälfte der Befragten (46 Prozent) aktuell als gering eingestuft. Bei den deutlich niedrigeren Infektionszahlen im Sommer lag der Wert noch bei 53 Prozent. Ein sehr deutliches Votum geben die Befragten in Bezug auf Orte mit vielen Menschen ab: 69 Prozent möchten diese auch längerfristig meiden. Im Sommer lag dieser Wert bereits bei 64 Prozent.

Die Routinen der Autonutzung verfestigen sich

Mobilitätsentscheidungen werden nicht jeden Tag neu gefällt. Das Verhalten der Menschen ist vielmehr durch Routinen geprägt, die selbst in der Krise eine hohe Stabilität aufweisen. Während des Lockdowns im Frühjahr sind nicht beliebige Personen auf die beiden individuell nutzbaren, angesichts des Ansteckungsrisikos im öffentlichen Raum sicheren Verkehrsmittel Fahrrad und privates Auto umgestiegen. Es waren vor allem Menschen, bei denen diese Verkehrsmittel bereits vor der Ausbreitung des Corona-Virus einen Stellenwert in den Alltagsmobilität hatten. Gleichwohl weisen die Routinen der Menschen Unterschiede im Jahresverlauf auf. So fahren die Menschen im Sommer im Durchschnitt mehr mit dem Fahrrad. Im Winter werden vermehrt der öffentliche Verkehr und das private Auto genutzt.

Eine Veränderung bei der Zugehörigkeit zu Modalgruppen war daher erwartbar. Die Verschiebung zwischen den Gruppen im Herbst 2020 gegenüber dem Sommer entspricht jedoch nur Teilen dem jahreszeitlichen Muster. Modalgruppen beschreiben die generelle Verkehrsmittelpräferenz von Menschen. Konkret sagen sie aus, ob eine Person von den drei Verkehrsmitteln Auto, Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln im Verlauf einer normalen Woche nur eines nutzt und damit zur Gruppe der Monomodalen gehört oder ob sie einen Mix an Verkehrsmitteln nutzt und somit multimodal ist

Im normalen Alltag vor Ausbruch des Corona-Virus hat die Hälfte der Befragten ausschließlich das Auto genutzt. Während des Lockdowns hat diese Verhaltensweise einen deutlichen Schub erhalten. Auch die kleine Gruppe der Alltagsradlerinnen und -radler ist in dieser Zeit um die Hälfte angewachsen. An Bedeutung verloren hatten dagegen die ausschließliche Nutzung des ÖV und multimodales Verhalten. Ende Juni/ Anfang Juli entsprach das Bild zu weiten Teilen wieder der Ausgangssituation. Der Anteil monomodaler Autonutzung lag jedoch noch fünf Prozentpunkte über dem Ausgangswert. Die Gruppe der ÖV-Nutzerinnen und -Nutzer hat nur bedingt zum normalen Alltag zurückgefunden.

In der aktuellen Erhebung zeigen sich folgende Besonderheiten: Die Zunahme des Anteils monomodaler Autofahrerinnen und Autofahrer übersteigt den normalen jahreszeitlichen Anstieg. Dagegen bleibt die monomodale Nutzung des ÖV – entgegen dem sonst üblichen jahreszeitlichen Anstieg – auf niedrigem Niveau und nimmt sogar um einen Prozentpunkt ab. Entsprechend niedrig ist auch der Anteil multimodaler Personen. Einzig der Anteil fahrradfahrender Personen entspricht dem normalen Wert. In der anhaltenden Krise kommt es damit zur weiteren Verfestigung von Routinen der Autonutzung.
 

Die Menschen haben Ihre Mobilität wieder deutlich reduziert

Während des erneuten Lockdowns light im November haben die Befragten ihre Mobilität nochmals deutlich reduziert. Im Sommer hatten 44 Prozent der Befragten angegeben, in den letzten sieben Tagen weniger beziehungsweise sehr viel weniger Wege zurückgelegt zu haben als sonst üblich. In der aktuellen Erhebung berichten dies 56 Prozent der Teilnehmenden. Der Anteil der Personen, die viel weniger Wege zurückzulegen, fällt doppelt so hoch aus wie im Sommer. Lediglich ein gutes Drittel der Bevölkerung berichtet ein normales Wegeaufkommen.

Die Verkehrsmittel sind auch weiterhin unterschiedlich stark von diesem Rückgang betroffen. Aufgrund des generellen Rückgangs der Mobilität berichten jeweils weniger Personen als im Sommer, die Verkehrsmittel genauso oft wie vor der Krise zu nutzen. Der Anteil der Personen, die einen Rückgang der Wege mit den einzelnen Verkehrsmitteln berichteten, überwiegt mit einer Ausnahme inzwischen bei allen Verkehrsmitteln deutlich den Anteil der Personen, die eine Zunahme bekunden. Die einzige Fortbewegungsart, die weiterhin mehr Zuspruch in der Krise erhält, ist das Zufußgehen. Der dramatische Rückgang der Nutzung öffentlicher Verkehr hat weiter zugenommen: Über die Hälfte der Befragten berichtet von einer Abnahme der Wege. Der Anteil der Personen, die viel weniger Wege mit dem ÖV zurücklegen, hat um weitere fünf Prozentpunkte zugekommen und liegt nun bei 37 Prozent.


 

Das Unbehagen in öffentlichen Verkehrsmitteln hat wieder zugenommen

Es gilt weiterhin: Die Befragten verbinden sehr unterschiedliche Gefühle mit den Verkehrsmitteln. Während mit der Nutzung oder der Vorstellung der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Bahn, dem Flugzeug, den Verkehrsmitteln des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und etwas weniger stark ausgeprägt Carsharing-Fahrzeugen ein großes Unbehagen einhergeht, weist das Auto nach wie vor einen deutlichen Wohlfühlfaktor auf.

Im Sommer war das Unbehagen in öffentlichen Verkehrsmitteln im Vergleich zur Erhebung im April 2020 weniger stark ausgeprägt. In der aktuellen Erhebung erreichen die Werte fast wieder das Niveau während des ersten Lockdowns. Hatten sich im Sommer die Anteile der Personen zwischen den Kategorien ‚unwohler‘ und ‚deutlich unwohler‘ die Waage gehalten, wird nun mehrheitlich wieder die stärkere der beiden Kategorien genutzt. Im Ergebnis geben mehr als die Hälfte der Befragten an, sich im ÖPNV, der Bahn und in Flugzeugen unwohler zu fühlen als vor der Krise. Rund ein Drittel aller Befragten fühlt sich dort sogar deutlich unwohler. Etwas besser schneidet Carsharing ab. 38 Prozent der Befragten verbinden damit Unbehagen. Unter Carsharing-Kunden fällt der Wert mit 33 Prozent nicht sehr viel niedriger aus. Allerdings fühlen sie sich seltener deutlich unwohler als zuvor. Bietet die Nutzung von Carsharing mehr Privatsphäre als Verkehrsmittel des öffentlichen Verkehrs, so sind Carsharing-Fahrzeuge weit davon entfernt, den Wohlfühlfaktor des eigenen Autos zu vermitteln. Die Kundinnen und Kunden der Dienstleistung empfinden durch die Pandemie vielmehr eine Verschlechterung.


 

Selbsteinschätzung zukünftiger Nutzung

Im Rahmen der dritten Erhebung wurden die Befragten erstmals um eine Selbsteinschätzung ihrer zukünftigen Verkehrsmittelnutzung gebeten. Die Antwort spiegelt sehr deutlich das während der Pandemie entwickelte Verhalten wieder. Beim Zufußgehen und Fahrradfahren sowie bei der Nutzung des Autos als Fahrer wird häufiger von einer Zunahme als von einer Abnahme ausgegangen. Vor allem das Zufußgehen schneidet gut ab. Auch nach Abzug der Personen, die von einem Rückgang ausgehen, verbleibt immer noch ein Anteil von 18 Prozent aller Befragten, die mit mehr Fußwegen rechnen. Beim Fahrrad ergibt sich auf dieser Basis ein Plus von sechs Prozent, beim Auto von neun Prozent der Befragten. Verlierer ist auch hier der öffentliche Verkehr. Im Saldo ergibt sich ein Wert von 19 Prozent aller Befragten, die von einer selteneren Nutzung des ÖPNV ausgehen.

Werden ausschließlicher Personen betrachtet, die den ÖPNV vor der Krise an ein bis drei Tagen pro Monat genutzt haben, sieht das Bild etwas besser aus: Nach Abzug der Personen, die von einer häufigeren Nutzung ausgehen, verbleiben 13 Prozent aller Befragten, die von einer abnehmenden Bedeutung des ÖV für ihre Alltagsmobilität ausgehen. Ein Wert der zumindest deutlich niedriger ausfällt als der hohe Anteil der Personen, die im Moment eine geringere Wegeanzahl mit dem ÖV angeben oder sich in öffentlichen Verkehrsmitteln aktuell unwohl fühlen.


 

Der Kontrolle der Maskenpflicht kommt in öffentlichen Verkehrsmitteln eine hohe Bedeutung zu

Bereits im Sommer stand die Maskenpflicht ganz oben auf der Rangliste der Maßnahmen, die angesichts des Ansteckungsrisikos in Bussen und Bahnen zum Wohlbefinden beitragen können. Die Bedeutung des Maskentragens tritt auch in der aktuellen Erhebung deutlich zutage. Befragt wurden nur Personen, die vor Corona an mindestens ein bis drei Tagen im Monat öffentliche Verkehrsmittel genutzt haben. 76 Prozent dieser Personen stört es, wenn Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln Masken nicht richtig tragen. Fast ebenso viele Befragte sind daher für bessere Kontrollen der Maskenpflicht. Knapp zwei Drittel der Befragten berichten, dass sie immer wieder Menschen sehen, die Masken nicht richtig tragen. Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf für Verkehrsbetriebe.

Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, öffentliche Verkehrsmittel aktuell zu meiden. 49 Prozent der Personen haben Angst sich in öffentlichen Verkehrsmitteln anzustecken. Die Nutzung von FFP2 Masken, um sich besser zu schützen, berichten 38 Prozent der Befragten. Etwas mehr als der Hälfte aller Personen ist es in Bussen und Bahnen aktuell zu voll, für Bahnsteige geben dies mit 41 Prozent weniger Personen an. Nur 35 Prozent der Befragten empfinden die Hygienemaßnahmen in öffentlichen Verkehrsbetrieben aktuell für ausreichend.


 

Das Auto wird wieder ähnlich häufig wie im ersten Lockdown vermisst

In der Phase des Lockdows hat rund ein Drittel der Personen aus Haushalten ohne Auto einen eigenen Pkw vermisst. Im Sommer war dieser Wert zurückgegangen. Nun fällt er wieder ähnlich hoch aus wir zu Beginn der Pandemie.

Der Trend zum Online-Shopping geht weiter

Die Corona-Pandemie wirkt sich nach wie vor stark auf das Einkaufsverhalten aus. Der Anteil der Befragten, die Produkte über das Internet einkaufen, steigt seit dem ersten Lockdown stetig an. 50 Prozent der Befragten berichteten Ende November/ Anfang Dezember, innerhalb der letzten vier Wochen ein bis drei Mal Produkte über das Internet gekauft zu haben, 36 Prozent bestellten mindestens einmal pro Woche; lediglich 14 Prozent der Befragten bestellten in den letzten vier Wochen nicht online. Vor Corona lag der Anteil der Personen, die mindestens einmal im Monat über das Internet einkauften, noch bei 49 Prozent. Besonders stark sind diese Veränderungen in der Altersgruppen 35 bis 44 Jahre und über 65 Jahre: Während im Sommer in der Altersgruppe 35 bis 44 Jahre noch 24 Prozent angaben, keinerlei Online-Einkäufe getätigt zu haben, sank dieser Wert auf 12 Prozent im Winter. Im Sommer gaben außerdem 29 Prozent der Befragten über 65 Jahre an in den letzten vier Wochen keine Online-Einkäufe getätigt zu haben, dies gaben im Winter nur mehr 23 Prozent an. Gleichzeitig kauften in dieser Altersgruppe zehn Prozent mindestens einmal pro Woche im Internet ein, verglichen mit nur vier Prozent in den Sommermonaten. Besonders häufig wurden Ende November / Anfang Dezember Bekleidung und Schuhe online gekauft: 57 Prozent der Befragten gaben an, diese Produkte online gekauft zu haben.

Der Anteil der Befragten, die sich beim physischen Einkaufen unwohl fühlen, ist seit dem Sommer weiter gestiegen. Nach wie vor ist das Unwohlsein in Bekleidungsgeschäften besonders ausgeprägt: 54 Prozent der Befragten geben an, sich in Bekleidungsgeschäften unwohler oder deutlich unwohler zu fühlen (würden) als vor der Corona-Pandemie. Ein besonders starker Anstieg ist bei den Möbel- und Haushaltsgeschäften zu beobachten: Während im Sommer 43 Prozent angaben, sich unwohler oder deutlich unwohler zu fühlen, gaben dies Ende November / Anfang Dezember 49 Prozent an. Außerdem sank der Anteil der Befragten, die das Tragen eines Mund-Nasenschutzes beim Einkaufen als unangenehm empfanden im Winter deutlich: Während im Sommer noch 58 Prozent das Tragen der Mund-Nasenschutzes als unangenehm oder eher unangenehm empfanden, beträgt dieser Anteil  Ende November / Anfang Dezember nur mehr 43 Prozent.

Weniger Freizeitaktivitäten aufgrund des Lockdown light

Aufgrund der von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen Ende November/ Anfang Dezember zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland („Lockdown light“), sind derzeit verschiedene Freizeitaktivitäten nicht mehr möglich, z. B. der Besuch von Restaurants und Kneipen, Fitnessstudios oder Veranstaltungen. Dies spiegelt sich in der Aktivitätenausübung der befragten Personen wider: 37 Prozent berichteten, dass sie Ende November/ Anfang Dezember überhaupt keine Freizeitaktivitäten außer Haus nachgegangen sind; 63 Prozent der Befragten verließen zumindest einmal in den letzten sieben Tagen ihr Haus für die Ausübung von Freizeitaktivtäten. Meist handelte es sich dabei um Spazierengehen oder Sport im Freien (z. B. Joggen).

Auch Ende November / Anfang Dezember fühlen sich viele Menschen bei der Ausübung von Freizeitaktivitäten unwohl bzw. würden sich unwohl fühlen. Besonders bei Besuchen/Treffen mit Freunden, Verwandten oder Bekannten hat dies zugenommen: Während sich im Sommer nur 28 Prozent bei der tatsächlichen oder hypothetischen Ausübung dieser Aktivität unwohler oder deutlich unwohler fühlten, empfinden dies im Winter 40 Prozent der Befragten.

Im November arbeiteten etwas mehr Menschen von zu Hause aus als noch in den Sommermonaten

Des Weiteren wurde untersucht, wie sich die Arbeitsmobilität aufgrund von Corona geändert hat. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Anteil der Berufstätigen, die im Homeoffice bzw. von zu Hause aus arbeiten, Ende November/ Anfang Dezember weiter leicht gestiegen ist. Ende November/ Anfang Dezember berichteten 40 Prozent der befragten Berufstätigen, dass sie teilweise oder immer im Homeoffice arbeiten: Während der Anteil der Befragten, die immer im Homeoffice arbeiteten konstant blieb, arbeiteten nun noch mehr Berufstätige teilweise im Homeoffice (23 Prozent der befragten Berufstätigen), verglichen mit den Sommermonaten (21 Prozent) und dem Frühjahr (6 Prozent). In ländlichen Regionen arbeiteten Ende November/ Anfang Dezember Berufstätige vermehrt teilweise im Homeoffice, während weniger immer im Homeoffice arbeiteten. In der Stadtregion stieg die Zahl der Befragten, die immer im Homeoffice arbeiten dagegen wieder auf 20 Prozent an, wobei annähernd gleich viele teilweise im Homeoffice arbeiten. In ländlichen Regionen scheint eine zunehmende Flexibilisierung des Arbeitens von zu Hause einzuziehen, während in Städten die befragten Berufstätigen insgesamt mehr im Homeoffice arbeiten. Zu beachten ist, dass in der untenstehenden Abbildung auch Berufstätige ohne Pendelweg in ihrem normalen Alltag vor der Corona-Pandemie in der Gruppe der Personen, die immer im Homeoffice beziehungsweise zu Hause arbeiten subsumiert sind.

Ende November/ Anfang Dezember bewerten 66 Prozent der Befragten, die im Homeoffice arbeiten, diese Option als positiv. Trotzdem ist der Anteil der Befragten, die sich mit der Umsetzung des Homeoffice insgesamt zufrieden zeigten gegenüber der Befragung im Sommer gesunken: Waren im Sommer noch 75 Prozent mit der Umsetzung insgesamt zufrieden, so ist dieser Anteil um neun Prozentpunkte gesunken. Auch der Anteil der Personen, die sich vorstellen können, langfristig vermehrt von zu Hause beziehungsweise im Homeoffice zu arbeiten, hat im Vergleich zum Sommer abgenommen: von 70 Prozent im Sommer auf 64 Prozent Ende November/ Anfang Dezember. Dies könnte daran liegen, dass man im Winter insgesamt weniger das eigene Haus verlässt und deswegen das Arbeiten zu Hause weniger positiv bewertet. Es ist auch möglich, dass Homeoffice kurzfristig als gute Option empfunden wird, langfristig jedoch weniger.

Die Vorweihnachtszeit im Corona-Jahr 2020

Auch beim Besorgen von Weihnachtseinkäufen und Weihnachtsgeschenken ist das Internet in diesem Jahr wichtiger geworden. Während im Vorjahr 22 Prozent der Befragten, Weihnachtsgeschenke zu größeren Teilen über das Internet kauften, sind es in dieses Jahr 37 Prozent. Dementsprechend kauften in 2020 deutlich weniger Person (26 Prozent der Befragten) ihre Geschenke hauptsächlich in Geschäften als dies 2019 (42 Prozent der Befragten) der Fall war. Sowohl in 2019 als auch in 2020 kauften gut ein Drittel der Befragten ihre Geschenke zu ähnlichen Teilen über das Internet und in Geschäften. Personen aus städtischen Regionen und ältere Personen haben besonders häufig ihr Kauf- und Bestellverhalten geändert: 48 Prozent der über 64-Jährigen berichten, dass sie in 2020 mehr Weihnachtsgeschenke über das Internet kaufen als sie es 2019 getan haben. Von den Einwohnern in Stadtregionen kaufen 44 Prozent häufiger Weihnachtsgeschenke online ein als im Vorjahr (zum Vergleich: 38 Prozent der Einwohner ländlicher Regionen bestellen 2020 häufiger Geschenke online als 2019).

Aufgrund der Corona-Pandemie finden in diesem Winter vielfach Ereignisse der Vorweihnachtszeit nicht statt, beispielsweise Weihnachtsmärkte oder Weihnachtsfeiern. Danach gefragt, inwieweit sie der Aussage „Es fällt mir schwer, auf Aktivitäten der Vorweihnachtszeit (z.B. Weihnachtsmärkte, Weihnachtsfeiern) zu verzichten“ zustimmen, gaben 17 Prozent der Befragten an, dass dies voll und ganz auf sie zutrifft, 22 Prozent stimmten eher zu.

Wer 2019 an Weihnachten verreiste, möchte auch 2020 gerne unterwegs sein

Die geplante Reisetätigkeit über Weihnachten hängt stark vom Verhalten im Vorjahr ab. Im Jahr 2019 sind 22 Prozent der Befragten über die Weihnachtsfeiertage verreist, rund zwei Drittel davon haben eine Reise mit Übernachtung unternommen, ein Drittel hat die Weihnachtsfeiertage für Tagesreisen genutzt. Vorherrschend ist jedoch das Weihnachtsfest zu Hause: Mit 78 Prozent hat der überwiegende Teil der Bevölkerung die Weihnachtsfeiertage 2019 in den eigenen vier Wänden verbracht.

Wer im vergangenen Jahr über Weihnachten unterwegs war, hat bei Tagesreisen im Schnitt 295 Kilometer einfache Entfernung zurückgelegt. Das Auto ist mit einem Anteil von gut drei Viertel aller Tagesreisen das mit Abstand am häufigsten für die An- und Abreise genutzte Verkehrsmittel. Bei Übernachtungsreisen fällt die Entfernung mit durchschnittlich 606 Kilometern gut doppelt so hoch aus wie bei Tagesreisen. Öffentlichen Verkehrsmitteln kommt bei Übernachtungsreisen eine höhere Bedeutung zu: Für 21 Prozent der Übernachtungsreisen wurde die Bahn, für 9 Prozent der Fern- oder Reisebus und für 14 Prozent das Flugzeug genutzt. Das Auto erreicht allerdings auch hier mit 56 Prozent den höchsten Anteil.

Nach der Planung für Weihnachten 2020 gefragt, geben acht Prozent der Befragten an, dieses Jahr verreisen zu wollen. Weitere fünf Prozent würden gerne verreisen, waren sich Ende November/ Anfang Dezember aufgrund von Corona aber noch unsicher. Sechs Prozent wussten unabhängig von Corona zum Befragungszeitpunkt noch nicht, wo sie das Weihnachtsfest verbringen. Entscheiden sich alle Unentschlossenen noch für eine Reise, wäre das Reiseaufkommen an Weihnachten mit einem Fünftel aller Befragten genauso hoch wie im Jahr 2019. Bleiben die Unentschlossenen dagegen zu Hause, würde das Reiseaufkommen nur gut 40 Prozent des Vorjahres betragen. Da sich die Bestimmungen zum Schutz vor der Ausbreitung des Corona-Virus seit dem Erhebungszeitraum nochmal deutlich verschärft haben, werden die aufgrund von Corona noch Unsicheren in ihren Zweifeln eher bestärkt. Ein deutlicher Rückgang des Reiseaufkommens ist daher sehr wahrscheinlich.

Ob eine Person verreisen möchte, hängt in entscheidendem Maß vom Verhalten im letzten Jahr ab. Weihnachtstraditionen scheinen hier eine große Rolle zu spielen. 47 Prozent der Personen, die 2019 Tagesreisen, und 26 Prozent der Personen, die Reisen mit Übernachtungen unternommen haben, wollen auch in diesem Jahr an Weihnachten unterwegs sein. Hohen Einfluss hat das Verkehrsmittel, das im letzten Jahr für die An- und Abreise genutzt wurde. 30 Prozent der Personen, die letztes Jahr mit der Bahn, dem Fern- oder dem Reisebus unterwegs waren, sind aufgrund von Corona noch unsicher, ob sie verreisen. Der vergleichbare Anteil beim Auto, dem in der aktuellen Situation mehr Sicherheit vor Ansteckungen versprechenden Verkehrsmittel, nur bei neuen Prozent. Hohen Einfluss hat das Alter. Je jünger die Personen sind, umso höher fällt der Anteil mit Reiseabsichten aus. 19 Prozent aller unter 29-Jährigen geben an, Weihnachten verreisen zu wollen. Bei den ab 65-Jährigen beträgt der Anteil lediglich zwei Prozent. Zudem ist der Wunsch zu reisen in größeren Städten ausgeprägter als in kleinen. Mit 14 Prozent fällt der Anteil in Städten mit 500.000 Einwohnern und mehr, mehr als doppelt so hoch aus wie in Städten unter 100.000 Einwohnern (sechs Prozent).

Generell zeigt sich ein durchaus achtsamer Umgang mit dem Thema Corona und Reisen. 27 Prozent der Personen, die letztes Jahr an Weihnachten Tagesreisen unternommen haben, und 36 Prozent der Personen, die Übernachtungsreisen durchgeführt haben, kündigten an dieses Jahr wegen Corona zuhause zu bleiben.

Zur Studie

Die Ergebnisse basieren auf der vom DLR-Institut für Verkehrsforschung konzipierten Panel-Studie „Mobilität in Krisenzeiten“. In der Studie werden dieselben Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragt, um die Pandemie-bedingten Veränderungen des Verhaltens zu messen. Damit jede Einzelerhebung repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren ist, wird der Ausfall von wiederholt befragten Personen durch die Aufnahme neuer Probanden ausgeglichen.

Die erste Erhebung hat in der Woche vor Ostern (06.-10. April 2020), die zweite zu Beginn des Sommers (29. Juni bis 08. Juli 2020) stattgefunden. Die aktuellste Befragung wurde vom 25. November bis 4. Dezember 2020 durchgeführt. Zu allen drei Zeitpunkten wurden jeweils 1.000 Personen über das Access Panel des Erhebungsinstituts Kantar GmbH (https://www.kantardeutschland.de/) im Rahmen einer Online-Erhebung befragt. Inhalte der Erhebung sind: die Verkehrsmittelnutzung vor und während der Krise, die Mobilität in Zusammenhang mit Einkaufen, Arbeiten und Freizeit, private und dienstliche Reisen sowie Einstellungen und persönliche Strategien im Umgang mit der Krise. Für das Frühjahr 2021 ist eine vierte Erhebung geplant.

Die Forschungsarbeit wurde durchgeführt vom Team Dr. Claudia Nobis, Dr. Christine Eisenmann und Sophie Nägele, unter Mitarbeit von Dr. Christian Winkler und Prof. Dr. Barbara Lenz.