Taxi-Flottenversuch in Berlin - DLR testet neues Verfahren zur Erfassung von städtischen Verkehren

Durch die Erfassung aktueller Verkehrsdaten lässt sich der Verkehr im städtischen Raum punktgenau steuern. Dazu testet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einem Taxi-Flottenversuch in Berlin ein neues Sensorsystem, das Verkehrsdaten aus dem fahrenden Fahrzeug heraus detektiert.

Verkehrsteilnehmer liefern selbst Daten zum aktuellen Verkehrszustand

Zähfließender Verkehr, Staus durch erhöhtes Verkehrsaufkommen, Baustellen oder Unfälle sind alltägliche Situationen in Ballungsgebieten und ein Ärgernis für jeden Verkehrsteilnehmer. Lassen sich solche Situationen durch kluges Verkehrsmanagement vermeiden? Das DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik entwickelt ein neues Verfahren zur Erfassung von städtischen Verkehren mittels funkbasierten Telekommunikationstechnologien Bluetooth und WiFi und testet es in Zusammenarbeit mit der Taxi Berlin TZB GmbH auf den Straßen Berlins.

"Neu dabei ist, dass die Verkehrsteilnehmer sich in einer Art kooperativer Verkehrserfassung gegenseitig erkennen und somit jeder einzelne Verkehrsteilnehmer selbst verkehrsrelevante Daten liefert", sagt Prof. Dr. Karsten Lemmer, Leiter des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik. Mitgeführte mobile Endgeräte wie Smartphones, Headsets und Navigationsgeräte oder auch fest installierte On-Board-Systeme und Autoradios geben Auskunft darüber, wo und zu welcher Zeit sich ein Verkehrsteilnehmer befindet. "Für das neue Verfahren haben wir spezielle Sensoren entwickelt. Das Besondere hierbei ist, dass die Fahrzeuge in denen die Sensoren installiert sind, selbst in Bewegung sind und somit diese Daten an verschiedenen Stellen im Verkehrsnetz registrieren", erläutert Gaby Gurczik, Projektleiterin.

Zur Wahrung des Datenschutzes findet direkt bei der Erfassung im Sensor eine Anonymisierung durch ein spezielles Verschlüsselungsverfahren mit permanent wechselndem Schlüssel statt, so dass keine personenbezogenen Daten erhoben werden können. "Die Reisezeit ist ein direkter Indikator für den Zustand des Verkehrs", erklärt Gurczik. "Liegt die ermittelte Reisezeit über einem historisch ermittelten Wert, kann man von Stau beziehungsweise zähfließendem Verkehr ausgehen. Befindet sich dieser Wert nahe dem Historienwert, ist der Verkehr als normal- oder freifließend einzustufen", so Gurczik weiter. Zu Testzwecken wurden zunächst die Fahrzeuge einer Taxi-Flotte mit dem neuen Sensorsystem ausgestattet.

Optimierte Verkehrssteuerung reduziert aktuelle Reisezeit

Die so gewonnenen aktuellen Verkehrsdaten können direkt in die Verkehrssteuerung fließen. Das städtische Verkehrsmanagement erkennt somit, welche Straßen besonders stark belastet sind und kann entscheiden, wie die Verkehrsteilnehmer im Verkehrsnetz umgeleitet werden können. Hierdurch können die Reisezeiten im Verkehrsnetz insgesamt reduziert werden. Dabei gilt es gleichzeitig, Rückstaus auf anderen Strecken zu vermeiden und das Verkehrsnetz möglichst gleichmäßig auszulasten. Darüber hinaus lassen sich auch Rückschlüsse zum Verhalten der Verkehrsteilnehmer ziehen: Wie wird das bestehende Verkehrsleitsystem angenommen? Lassen sich die Verkehrsströme im Netz verteilen?

Insbesondere die Hauptverkehrsströme mit einem hohen bis sehr hohen Verkehrsaufkommen sind dabei für das Verkehrsmanagement interessant. Informationen, woher der Verkehrsstrom kommt und welchen Weg er nimmt, sind dabei nicht nur für das operative Management wichtig. Zudem sind diese Informationen für die Verkehrs- und Infrastrukturplanung relevant. "Gerade diese Informationen sind für die Prognose des zukünftigen Verkehrsaufkommens von großer Bedeutung. So können aus typischen Tagesmustern Strategien entwickelt werden, mit deren Hilfe dem Stau entgegengewirkt werden kann bevor er überhaupt entsteht", erläutert Gaby Gurczik.