NaMIx: Nachhaltige-Mobilität-Index zur Bewertung des standortbezogenen Mobilitätspotentials

Quelle: Veomo Mobility GmbH

Um die Mobilitätswende voranzutreiben und damit der Klimakrise zu begegnen, müssen konkrete Maßnahmen auch auf lokaler Ebene umgesetzt werden. Auf der kleinmaßstäbigen Ebene des einzelnen Gebäudes und des Quartiers sollten daher Möglichkeiten geschaffen werden, nachhaltige Mobilität zu gewährleisten. Dies umfasst erstens die Vermeidung von Verkehr, beispielsweise durch die Verkehrsverlagerung auf ressourcensparsamere Verkehrsmittel wie den ÖPNV oder Radverkehr, zweitens die verbesserte Abwicklung von Verkehr zum Beispiel durch alternative Antriebe oder eine intelligente Steuerung des Verkehrssystems und drittens eine gute Nahversorgung, die kurze Wege ermöglicht, oder durch die Home-Office-Arbeit. Zu der Schaffung nachhaltiger Mobilität auf lokaler Ebene gehört aber auch, Mobilität möglichst ressourcen- und flächensparend sowie ohne Ausstoß von schädlichen Gasen abzuwickeln und sie sozial gerecht zu gestalten, sodass alle Menschen die gleichen Mindestvoraussetzungen vorfinden. Vielerorts fehlt allerdings die Informationsgrundlage, um einschätzen zu können, inwiefern nachhaltiges Mobilitätsverhalten aktuell bereits möglich und wo eine Verbesserung der Situation erforderlich ist.

Für die Akteurinnen und Akteure im Bereich Mobilität und Verkehr, wie zum Beispiel Kommunen, Mobilitätsanbieterinnen und Mobilitätsanbieter, Wohnungsunternehmen und weitere private Unternehmen, aber auch Privatpersonen ist es oft schwierig, zu erkennen inwiefern ein Standort nachhaltige Mobilität bereits ermöglicht und eventuell entsprechenden Verbesserungsbedarf zu identifizieren. Informationen zur Ableitung von Mobilitätspotentialen liegen oft verteilt bei verschiedenen Ämtern, privaten Unternehmen sowie als offene Daten vor. Die Datenstruktur ist hierdurch häufig komplex und schwierig zu kommunizieren – sowohl an Entscheidungstragende als auch andere relevante Akteurinnen und Akteure und die Bevölkerung. So beinhalten verschiedenen Datenbanken beispielsweise Informationen zur Nahversorgung, deren Qualität maßgeblich für das Potential zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren ist. An anderen Stellen liegen wiederum Informationen vor, die Auskunft darüber geben, wie gut der ÖPNV-Anschluss an einem bestimmten Standort ist oder welche Sharing-Angebote vorhanden sind. Dazu kommt, dass die vorhandenen Daten zu nachhaltiger Mobilität selten einheitlich und kaum vergleichbar sind.

Projekt 

Diesem Problem wurde bisher zum Beispiel mit der Schaffung von verschiedenen Indikatoren und auch zusammenfassenden Indizes für Mobilität begegnet. Walkability- und Bikeability-Indizes geben beispielsweise die Eignung eines Ortes für das Zufußgehen oder das Fahrradfahren an. Allerdings gibt es bislang keinen vereinheitlichenden Ansatz für die Berechnung und Kombination von Indikatoren für nachhaltige Mobilität für Gebäude oder Quartiere.

Das Projekt NaMIx entwickelt daher ein Vorgehen, um für die Evaluation nachhaltiger Mobilität relevante Daten zu sammeln und zu verarbeiten und dabei Indikatoren zu vereinheitlichen, vergleichbar zu machen und zusammenzuführen. Im Ergebnis wird das Potential, an, von und zu einem Standort nachhaltig mobil sein zu können, in einer einzigen Zahl ausgedrückt.

Ziele 

Das Ziel des Projektes ist es, mittels eines wissenschaftlich fundierten Index die Grundlage zur Bewertung von Standorten und Quartieren hinsichtlich nachhaltiger Mobilität zu verbessern. Der Index soll die vorhandenen standortspezifischen Daten zu verschiedenen Indikatoren zusammenzuführen und in einer Zahl auszudrücken. Mögliche Indikatoren umfassen zum Beispiel die Fahrradfreundlichkeit eines Quartiers, die Fahrzeit zum Stadtzentrum oder die Anzahl der Supermärkte im Umfeld des Standortes. Dies ermöglicht es Mobilitätsanbietenden und Planerinnen und Planern in Kommunen, Angebote und Maßnahmen so zu planen, dass sie eine sozial gerechte umweltschonende Mobilität gewährleisten. Auch Akteurinnen und Akteure der Immobilienwirtschaft erhalten so eine bessere Entscheidungsgrundlage für die Investitionen in einen Standort bzw. dessen Vermarktung, da Mobilität auch für sie ein besonders wichtiger Standortfaktor ist.

Vorgehensweise

Das Projekt verfolgt ein schrittweises Vorgehen. Grundlage ist die Recherche bestehender Mobilitätsindizes und Sammlung von Indikatoren. Aus diesen werden anschließend die am besten zum Thema nachhaltige Mobilität passenden ausgewählt und für ein Quartier in der Stadt München berechnet. Die sich ergebenden Werte des Nachhaltige-Mobilität-Index werden interpretiert und zusammen mit dem Vorgehen mit potentiellen Anwenderinnen und Anwendern besprochen, um zu einer Einschätzung der Umsetzbarkeit in der Praxis zu kommen. Die skizzierten Arbeitsschritte erfolgen so, dass neue Erkenntnisse aus den Tests zu einer Anpassung der Indikatoren und Skripte führen können. Schließlich beinhaltet der Arbeitsplan die Entwicklung von Geschäftsmodellen. Konkret soll die Ausstellung eines Mobilitätsausweises getestet werden, der – ähnlich dem Energieausweis für Gebäude – besagt, wie gut nachhaltige Mobilität an einem Standort möglich ist. Für den Index ist beispielsweise eine Skala von 0 bis 100 oder Kategorien (z.B. von A bis G, ähnlich dem Energieausweis) denkbar.

Im Einzelnen umfasst der Projektplan folgende Schritte:

Projektphasen 

  1. Erarbeitung einer Liste von Indikatoren für verschiedene Themenbereiche und eines Konzepts zur Zusammenfassung der Indikatoren in einem Gesamtindex.
  2. Operationalisierung der Indikatoren in Berechnungsschritten operationalisiert und Umsetzung in Skripten. Eine Dokumentation der Arbeitsschritte ermöglicht die Übertragbarkeit der Ergebnisse.
  3. Die Anwendung der Indikatoren anhand eines Münchner Quartiers dient als Anwendungsfall zur praxisnahen Entwicklung des Index. Die einzelnen Indikatoren und der Gesamt-Index werden für die Gebäude in diesem Quartier berechnet und in übergeordnete räumliche Ebenen aggregiert. Statistische Maße die die Gleichheit und Verschiedenheit des Index z.B. innerhalb eines Quartiers beschreiben dienen zur Interpretation des Index. Gespräche mit Praxispartnerinnen und Praxispartnern werden für dessen Plausibilisierung durchgeführt. In dieser Phase erfolgen bei Bedarf Anpassungen der Indikatoren und verwendeten Datenquellen.
  4. Basierend auf den Erkenntnissen der Anwendung wird ein Geschäftsmodell für verschiedene Zielgruppen und Anwendungsfälle entwickelt sowie der Prototyp eines Mobilitätsausweises erstellt.

Das DLR Institut für Verkehrsforschung leitet das Gesamtprojekt und die Projektphasen 1 bis 3. Die Veomo Mobility GmbH agiert als Praxispartnerin und betreut die Projektphase 4.

Ergebnisse

Kernprodukte des Projektes sind die Konzeption des Index und ein nachvollziehbar dokumentiertes Skript für dessen Berechnung sowie die beispielhafte Anwendung und Ergebnisse für die Gebäude innerhalb eines Quartiers in der Stadt München, die teilweise über die mCLOUD verfügbar gemacht werden.

Auftraggeber 

Projektpartner 

  • DLR Institut für Verkehrsforschung
  • Veomo Mobility GmbH

Projektlaufzeit 

 07/2022 bis 05/2023