Für die Erforschung automatisierter Fahrsysteme werden unterschiedlichste Komponenten innerhalb eines Testfeldes benötigt – von digitalen Karten bis zur Verkehrsmanagement-Schnittstelle.
Die zentralen Bausteine des Testfeldes Niedersachsen
Das Testfeld Niedersachsen ermöglicht eine hochpräzise Datenerfassung und -verarbeitung sowie Bewertung von Verkehrssituationen, welche zielführend zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und Entwicklung neuer Fahrassistenzsysteme eingesetzt wird.
Die Erfassungstechnik mit knapp 300 Kamerasystemen an ausgewählten Streckenabschnitten sowie die Erprobung von Car2X-Kommunikation über integrierte Kommunikationstechnik bilden den Schwerpunkt des Testfeldes.
Darüber hinaus spielen weitere zentrale Komponenten eine wichtige Rolle:
HD Maps – hochgenaue Karten
Hochgenaue digitale Karten (HD Maps – high definition maps) sind ein essentieller Bestandteil zur Erprobung automatisierter und miteinander kommunizierender Fahrzeuge. Sie enthalten wichtige topographische Informationen zur Verkehrsinfrastruktur, zur Bebauung oder zu Straßen und dienen als Referenz für die Forschungsfahrzeuge im Testfeld.
Allgemeine Daten
- Einsatzgebiete: Autobahn- und Landstraßenabschnitte A2, A39, A391, L295
- Erfasste Elemente: Straßenverläufe, Fahrbahnachsen, Fahrstreifenmarkierungen, Leitplanken, Pfosten, Verkehrsschilder, etc.
- Genauigkeit: max. relative Abweichung von 5 cm, max. absolute Abweichung von 20 cm
- Verfügbare Formate: OpenDRIVE, Road2Simulation
Szenarien und Modelle
Verschiedenste relevante Szenarien und Modelle dienen als Grundlage für simulationsbasierte Untersuchungen von Fahrzeugen oder Fahrzeugkomponenten. Diese Szenarien bestehen unter anderem aus speziellen Verkehrsdichten und Fahrsituationen. Streckenführung und Umfeldmodelle, die das Verhalten der Verkehrsteilnehmer im Testfeld beschreiben, stehen ebenfalls für Simulationen zur Verfügung.
Allgemeine Daten
- Erfasste Elemente: 3D-Strecke basiert auf HD Maps
- Modellierte Landmarken: Autobahnbrücken, Testfeldmasten Solarpark bei Schandelah etc.
- Szenariodatenbank: typische Ereignisse, u.a. Baustellen, Unfälle, Staus, Wildwechsel, Schwertransporte, Überholvorgänge, Auf- und Abfahrmanöver
- Verfügbare Formate: OpenDRIVE, openSCENARIO
- Nutzer können Verkehrssituationen für die Open Source Softwareplattform SUMO umfassend simulieren
- FMI-Schnittstelle (functional mockup interface) für die Integration externer Sensormodelle
- idealisierte Sensoren (fehlerfrei unter Vernachlässigung physikalischer Eigenschaften)
VMZ – Schnittstelle zur Verkehrsmanagementzentrale
Zur optimalen Erprobung automatisierter und vernetzter Fahrzeuge verfügen wir über eine zusätzliche Schnittstelle zur Verkehrsmanagementzentrale Niedersachsen (VMZ). Das VMZ bereitet eine Vielzahl an Verkehrsdaten auf und stellte diese zur öffentlichen Verfügung. Zu dieser Datenaufbereitung zählen unter anderem aktuelle Verkehrslagen und eine Übersicht zu bestehenden sowie künftigen Baustellensituationen.
Die bereitgestellten Dienste bzw. Zusatzinformationen zur verkehrlichen Situation können an die Forschungsfahrzeuge übermittelt werden. Dies erfolgt über die Kommunikationstechnik im Testfeld.
Allgemeine Daten
- Erfasste Elemente: Baustellendaten, Störungsinformationen (z. B. Unfälle)
- Übermittlung der Daten: Car2X- bzw. V2X-Kommunikation
- Anzeigen der Livedaten:
- der Streckenbeeinflussungsanlage Hannover-Braunschweig-Salzgitter
- der Netzbeeinflussung mit dynamischen Wegweisungen und integrierten Stauinformationen (dWiSta)
- der fahrstreifenbezogenen Messschleifen in weiten Bereichen des Testfeldes
Katasterdaten
Im Kataster des Testfeldes Niedersachsen werden wichtige Zustandsinformationen zur Verkehrsinfrastruktur und Umgebung gepflegt. Das sind unter anderem Daten zu:
- Baustellen
- Wetterverhältnisse
- Wechselverkehrszeichen
- Straßen- und Leitplankenzustand
Auffälligkeiten und Fehler können somit in die Planung und Auswertung der Tests mit aufgenommen werden.
Allgemeine Daten
- Einsatzgebiet: im gesamten Testfeld
- Erfasste Elemente: allgemeine Wetterdaten, Verkehrsinfrastruktur, Strecken- und Leitplankenzustand
- stationäre Wetterstation im Bereich der Erfassungstechnik an der A39 zur Messung der:
- Oberflächentemperatur
- Wasserfilmdicke auf der Fahrbahn
- aktuellen Sichtweite
- mobiler Sensor mit einer Erfassungsrate von 40 Hz (berührungsfreie Messung von Fahrbahntemperatur und Daten zur Fahrbahnnässe)
- Zugriff auf verkehrliche Bestands- und Live-Daten aus dem Testfeld Niedersachsen
Förderung und Kooperationen
Für den Betrieb des Testfeldes arbeiten wir in enger Kooperation mit dem Land Niedersachsen sowie verschiedenen Partners aus der Wirtschaft zusammen. Die Errichtung des Testfeldes wurde unter anderem durch Mittel aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Darüber hinaus verfügen wir über eine Schnittstelle zur Verkehrsmanagementzentrale Niedersachsen (VMZ).
FAQ – Häufige Fragen zu Basisdiensten im Testfeld Niedersachsen
Können die erfassten und bereitgestellten Daten für eigene Tests genutzt werden?
Alle Daten sowie Anlagen des DLR stellen wir auch externen Partnern und Kunden für eigene Tests zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns gerne für weitere Informationen oder senden Sie uns eine Buchungsanfrage.
Werden personenbezogene Daten aus dem Testfeld gespeichert?
Das Thema Datenschutz ist uns sehr wichtig. Durch unsere Sensorik und Kamerasysteme werden keine personifizierten Daten (Kennzeichen, Gesichter) gespeichert.