Straßenverkehr automatisiert, vernetzt und digital – Ein Jahr Testfeld Niedersachsen

Straßenverkehr automatisiert, vernetzt und digital – Ein Jahr Testfeld Niedersachsen

Wie sieht der Verkehr der Zukunft aus? Was passiert, wenn automatisierte und nicht automatisierte Fahrzeuge sich die Straßen teilen? Diese und andere Fragen können mit dem Testfeld Niedersachen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beantwortet werden. Vor einem Jahr wurde es in Betrieb genommen. Was ist seitdem passiert?

„Nach der Eröffnung im Januar 2020 haben wir die verschiedenen Dienste des Testfelds planmäßig in Gang gesetzt“, berichtet Lennart Asbach vom DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik. „Dabei ging es zum einen um die weiteren Installationen vor Ort, aber auch um die Systeme zur Datenhaltung und -verarbeitung.“ Da ein großer Vorteil des Testfelds darin besteht, große Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen, wie zum Beispiel Daten aus der Erfassungstechnik, der Fahrzeugkommunikation (V2X) oder auch aus der Verkehrsmanagementzentrale, miteinander verbinden zu können, haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen weitere Werkzeuge zur Vereinfachung dieser Vorgänge entwickelt und umgesetzt.

Datenabgleich und simulationsbasiertes Testen

Trotz der herausfordernden Arbeitsbedingungen im Jahr 2020 wurden bereits erste Projekte mit dem Testfeld durchgeführt. Gemeinsam mit Beteiligten, wie zum Beispiel HORIBA und 3DMapping Solutions, fanden erste Messfahrten auf der A39 statt. Die gesammelten Daten verglichen die Forscherinnen und Forscher mit den Ergebnissen eines Fahrzeugs mit modernster Messtechnik.

Außerdem fanden im vergangenen Jahr weitere Kalibrierungsarbeiten statt, die aktuell finalisiert werden und die die Genauigkeit der Erfassungstechnik weiter verbessern.

Derzeit gibt es mehrere Projekte, die das DLR mit Hilfe des Testfelds Niedersachsen umsetzt. Im Projekt VIVALDI (Virtual Validation Tool Chain for Automated and Connected Driving) entwickeln die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eine Werkzeugkette für das simulationsbasierte Testen. „Fahrzeuge sollen durch Simulationen in verschiedene Testsituationen gebracht werden und dann entsprechend bestimmter Vorgaben reagieren“, erklärt Asbach. „Hier brauchen wir das Testfeld, um die Ergebnisse zwischen Simulation und Realität zu vergleichen. So können wir die Frage nach der Richtigkeit der Simulation beantworten.“

Digitaler Zwilling der Straße

Auch für das Projekt DIGEST (Digitaler Zwilling des Verkehrssystems) benötigen die Forscherinnen und Forscher die Infrastruktur des Testfelds. Es erarbeitet Konzepte und Spezifikationen für einen "Digitalen Zwilling der Straße", der in ganz Europa angewendet werden kann. Prototypisch entwickelt wird er vorerst in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Zur Validierung des Konzepts wählen wir konkrete Szenarien aus und führen sie sowohl auf dem realen Testfeld Niedersachsen als auch mit der virtuellen Variante des Testfeldes durch“, sagt Asbach. „Die Daten, die sich daraus ergeben, sammeln wir und vergleichen sie miteinander. So können wir Aussagen über die Verwendbarkeit der entwickelten Methodik treffen“. Ziel des Projektes ist es, mit Hilfe der digitalen Zwillinge eine leichtere Einführung von Verkehrsmanagementmaßnahmen zu ermöglichen. Dies kann zum Beispiel bei der Verbesserung des Verkehrsflusses oder bei der Planung von Infrastruktur zur Kommunikation mit Fahrzeugen unterstützen.

Auch für das Jahr 2021 stehen bereits einige Projekte in den Startlöchern. „Wir freuen uns, dass wir im ersten Jahr mit dem Testfeld einen gewaltigen Schritt vorangekommen sind, einige Projekte bereits erfolgreich abschließen und neue akquirieren konnten. So kann es weitergehen“, so Asbach.