Perspektivenwechsel: Frische Daten für den Straßenverkehr der Zukunft

Um die zukünftigen Mobilitätsbedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen und gleichzeitig den Straßenverkehr sicherer, effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten, arbeitet das DLR an Technologien zur Vernetzung der Verkehrsteilnehmenden. Das Projekt KoKoVI betrachtet den Verkehr als vernetztes System, in welchem Fahrzeuge, Radfahrende, Fußgänger und die Verkehrsinfrastruktur Daten austauschen und miteinander kooperieren. Der daraus entstehende Mehrwert für Menschen und deren Mobilität wird während des Projekts anhand von Anwendungsfällen demonstriert. Im Rahmen einer Messkampagne wurden nun Daten aller beteiligten Verkehrsteilnehmenden gesammelt, um deren Perspektiven intelligent zu verknüpfen und Methoden zu entwickeln, die sich den Herausforderungen des Verkehrs der Zukunft stellen.


Eine Herausforderung für automatisierte Fahrzeuge stellt die genaue und robuste Bestimmung der eigenen Position und des Umfelds dar: Hierzu werden häufig Satellitennavigationssysteme, Kameras und Lidar-Sensoren verwendet. Besonders in dicht bebauten Gebieten mit zahlreichen Verkehrsteilnehmenden und komplexen Situationen kommt es zu Ungenauigkeiten bis hin zu Ausfällen der genutzten Systeme. Um einerseits das Einsatzspektrum der existierenden Verfahren zu untersuchen und andererseits neue Methoden zu entwickeln, wurde zwischen dem 26.09. und 30.09.2022 eine multimodale Messkampagne erfolgreich durchgeführt. Zwei mit zahlreichen Sensoren ausgestattete Fahrzeuge des Instituts für Verkehrssystemtechnik nahmen Messungen aus der Perspektive des Autoverkehrs vor und wurden ergänzt um Daten der stationären Messanlagen des Testfelds Niedersachsen für automatisierte und vernetzte Mobilität entlang der Autobahn A39 und Sensorik der AIM-Forschungskreuzung in Braunschweig. Zusätzlich war auf einem der Fahrzeuge das Positionierungssystem IPS des Instituts für Optische Sensorsysteme installiert, welches die Lokalisierung des Fahrzeugs ohne weitere Referenzdaten ermöglicht. Für den Schutz besonders gefährdeter Verkehrsteilnehmer brachte das Institut für Kommunikation und Navigation das „Guardian-Angel-System“ ein. Damit lassen sich Fußgänger und Radfahrer durch die Analyse von Verzerrungen in der Funkübertragung sowie von Daten aus handelsüblichen Smartphones in besonderer Weise schützen. Zusammen streben wir an, dass niemand mehr im Straßenverkehr umkommt (Vision Null Verkehrstote). Unterstützt durch die Einrichtung Flugexperimente erzeugte das Institut für Methodik der Fernerkundung mit dem auf einem Hubschrauber installierten 4k-Kamerasystem einen Referenzdatensatz, in welchem Luftbilder die Kampagnenteilnehmenden in den vielfältigen Verkehrssituationen zeigen.

Die gewonnenen Daten werden nun gemeinsam durch die beteiligten Institute ausgewertet und für die Entwicklung neuer Methoden zur Positions- und Umfeldbestimmung genutzt. Ziel ist die Ausweitung des Erfassungshorizonts durch eine Vernetzung, sodass durch vorausschauendes Verhalten die Effizienz im Verkehrsablauf gesteigert und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden erhöht wird.